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[thinking] Verlust meiner Schreibkraft?

Vielleicht gibt es hier den ein oder anderen Gestrandeten, der vor „Lebensmehr“ schon einen meiner anderen Blogs kannte. Dann weiß er auch, dass ich früher ziemlich viel und gerne geschrieben habe. Gedichte, Kurzgeschichten und vor allem eigene Romane. Ich habe es zwar nie zu einer ernstzunehmenden Veröffentlichung geschafft, aber ich habe mich jahrelang dadurch identifiziert, dass ich meiner Kreativität und Phantasie auf dem Papier bzw. dem Desktop freien Lauf gelassen habe. Selbst jetzt zähle ich das Schreiben noch zu meinem Hobby. Doch momentan frage ich mich, ob ich dazu eigentlich noch berechtigt bin.

Denn um ganz ehrlich zu sein: Ich habe das ganze letzte Jahr über nicht geschrieben. Und das davor, abgesehen von einer NaNoWriMo-Unterbrechung, auch nicht. Und davor hat es sich in den meisten Fällen nur noch ein bisschen nach Zwang angefühlt, nichts, wo ich mit ganzem Herzen dabei gewesen wäre.

War das Schreiben also nur eine verhältnismäßig kurze Phase in meinem Leben? Es ist noch nicht mal allzu lange her, da war das Schreiben eines von sehr wenigen Dingen, die mein Leben lebenswert gemacht haben. Ich hatte damals echt nicht viel, aber durch das Schreiben habe ich mir die Welt so zurechtgebogen, wie ich sie für mich brauchte. Es war meine Auszeit von Allem und die Charaktere, die ich erschuf, waren meine Freunde, meine Familie, die immer hinter mir standen. Sogar jetzt vermisse ich die Zeit, die ich mit diesen Menschen – denn nichts anderes waren sie für mich – verbracht habe und wünsche mir manchmal, sie würden aus den Seiten steigen und sich mit mir unterhalten. Aus diesem Grund will ich das Schreiben auch nicht aufgeben, seine Bedeutung von damals ist immer noch immens wichtig für mich.

Aber ich erwische mich immer öfter auch beim Gedanken, dass ich vielleicht lernen muss, gewisse Dinge loszulassen. Hin und wieder überkommt mich der Wunsch, die alten Geschichten noch einmal zu lesen und zu überarbeiten. In diesen Momenten habe ich auch oft das Gefühl, dass ich mich gleich hinsetzen, die alte Zufriedenheit spüren und ganz in meine eigenen Welten abtauchen kann. Aber dann bin ich nicht zuhause, habe meine Geschichten nicht parat und sitze erst ein paar Stunden später am Schreibtisch, wenn dann der Schreib- bzw. Überarbeitungsdrang längst wieder vorbei ist. Wie wichtig ist mir das Schreiben denn dann noch, wenn ich es nicht einmal schaffe, mich mal hinzusetzen und die alten Dokumente wieder zu öffnen? Hat sich meine Schreibkraft und -lust im Laufe der Zeit einfach so verabschiedet und ich habe es nicht mitbekommen? Es fühlt sich an, als würde man miterleben, wie sich zwei Freunde auseinanderleben und erst merken, was passiert ist, wenn sie sich auf der Straße begegnen und nicht wissen, was sie sich erzählen können.

Ich habe schon darüber nachgedacht, mich über Gedichte und Kurzgeschichten langsam wieder zu meinen Romanen vorzutasten. Aber dieser Vorsatz ist bisher nie mehr geworden als ein Gedanke im Hinterkopf. Ich fühle mich dadurch ein wenig ohnmächtig, ich kann nichts tun, was mich wirklich wieder dazu bringen würde zu schreiben. Abgesehen davon, dass es mir zur Zeit auch an Ideen mangelt, die ich umsetzen wollte: Mein Leben ist mittlerweile mit so vielen anderen Dingen vollgestopft, ich weiß nicht, von was ich bereit wäre, Zeit abzuschöpfen, um wieder zum Schreiben zurückzukehren. Ich habe mir schon überlegt, dass ich vielleicht wieder dazu kommen werde, wenn ich in zwei Jahren wieder mit einem Studium anfange. Aber ganz ehrlich? Wenn ich mir jetzt schon keine Zeit freischaufeln kann (oder will, so bitter das auch ist), weshalb sollte es dann in zwei Jahren klappen? Vor allem sind zwei Jahre eine lange Zeit, in der ich weiterhin nicht wissen werde, ob ich das Schreiben noch als Hobby angeben kann oder nicht.

Vielleicht – hoffentlich – fällt mir demnächst mal eine akzeptable Lösung ein. Bis dahin werde ich wohl noch ein bisschen im Dunkeln tappen mit der Frage, wie es um meine Schreibkraft steht.