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[thinking] Von der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen

Ich habe vor Kurzem „Die Liebeserklärung“ von Jean-Philippe Blondel gelesen. Ein paar wirklich schöne Momentaufnahmen verschiedener Hochzeiten. Dennoch waren ein paar Stellen dabei, die mir persönlich gewaltig gegen den Strich gehen. Die Aussage, die mir am meisten zu denken gab, über die ich selbst jetzt noch grübele:

„Ich gehe auf die dreißig zu, und wenn man da einen Heiratsantrag kriegt, dann heißt es jetzt oder nie.“

Wirklich? Muss man sich der Gesellschaft wirklich so sehr unterwerfen, dass man unter allen Umständen, egal wen, heiraten muss? Darf man nicht selbst entscheiden, ob man wirklich heiraten will, wann, wen und wie?

Ich stehe Hochzeiten im Allgemeinen recht skeptisch gegenüber, verurteile aber auch niemanden, der aus freien Stücken mit der mutmaßlichen Liebe seine Lebens eine Ehe eingehen möchte. Jedem das Seine. Doch finde ich, dass wir uns und unsere Meinung im Grunde viel zu sehr von gesellschaftlichen Zwängen formen lassen. Wir haben doch alle nur ein Leben und auch wenn es gut ist, dass wir gewisse Regeln des Zusammenlebens haben, so sollte man dennoch so selbstbestimmt leben können wie möglich. Und dazu gehört für mich auch, dass ich selbst entscheiden darf, ob und wann ich heirate.

Es gibt Dinge, wie die innere Uhr und klar, irgendwann hat man persönlich einen Punkt erreicht, an dem man sich jemanden an seiner Seite wünscht, der für immer bleibt. Aber wenn ich diesen Jemand erst mit 50+ finde, dann ist das nun mal so. Man kann sein Leben nicht punktgenau planen, geschweige denn Gefühle erzwingen, die unter Umständen niemals so stark auftreten, wie man es gerne hätte.

Bevor ich mich in ein Leben zwänge, das andere – gegebenenfalls nicht einmal meine Familie oder Freunde, sondern Wildfremde – gerne für mich hätten, enttäusche ich diese Menschen lieber und warte ab. Denn ich persönlich finde nichts schlimmer, als ein unzufriedenes Leben. Ein jeder von uns hat das Recht, selbst über sein Leben zu entscheiden. Schließlich haben wir nur das eine!

Abgesehen davon sollte eine Heirat eine Bindung fürs Leben sein, weshalb ich mir meiner Liebe zum Partner ganz sicher sein sollte und lieber noch einmal mehr darüber nachdenke, ob ich diese Bindung wirklich eingehen möchte. Egal, ob ich Anfang 20 bin oder auf die 30 zugehe. Da sollte es nie heißen „jetzt oder nie“. Vielleicht bin ich nach Ablehnen eines Antrags jetzt für eine kurze Weile unglücklich beziehungsweise enttäusche die Erwartungen der anderen, werde dafür aber später nie das Gefühl haben, den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben, indem ich zu früh den Falschen heirate.