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[adventskalender] Schreibblockaden-Rehabilitation

Ich muss gestehen, als ich heute Vormittag den 17. Briefumschlag geöffnet habe, ist bei mir spontan leichte Panik ausgebrochen. Ich soll mir vorstellen, heute sei ein Nano-Tag, und 1667 Wörter schreiben. Und neben der Panik sind auch noch so einige andere, ziemlich unterschiedliche Gefühle aufgetreten: Schuldbewusstsein, Traurigkeit, Sehnsucht, Stress, aber (leider) nur ein klitzekleines Bisschen Motivation.

Den Grund für dieses Gefühlschaos beim Gedanken an den NaNoWriMo habe ich schonmal in einem Beitrag etwas beschrieben, in dem ich über mein Gefühl, meine Leidenschaft fürs Schreiben verloren zu haben, erzählt habe. Aber jetzt mal der Reihe nach, warum bei mir genau die oben genannten, nicht gerade positiven Gefühle auftraten.

Ich habe sehr lange nicht mehr an einem meiner Projekte weitergeschrieben (Schuldbewusstsein, weil ich schon so lange durchhänge). In meinem zuletzt angefangenen Roman habe ich mich ein wenig verrannt und es hat sich alles in eine Richtung entwickelt, die alles andere als logisch ist und die mir so, wie sie momentan ist, absolut nicht gefällt. Allerdings herrscht in meinem Kopf gleichzeitig so gähnende Leere, dass ich selbst nach Stunden des Überlegens keine plausible, passende Lösung für mein Problem finde. Und auch Ideen für neue Projekte, die mich zur Zeit packen würden, fehlen mir. Das sind die Hauptpunkte, die in mir Panik und Stress auslösen.

Traurig gerade in Bezug auf den NaNo bin ich, weil ich jedes Mal an den NaNo vor nunmehr drei Jahren denken muss, in dem ich versehentlich, aber unwiederruflich meinen gesamten Wordcount bis auf ein paar hundert Wörter gelöscht habe. Ich hatte schon fast die Hälfte der 50.000, da habe ich es irgendwie geschafft, die aktuellste Datei mit einer vom ersten NaNo-Tag zu überschreiben. Damals stand ich tatsächlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil (obwohl es kein besonders gutes, fundiertes Projekt war, das mir auch nicht so sehr am Herzen lag wie so manch andere) die Arbeit mehrerer Tage einfach so verloren war. Das war im Übrigen auch etwa die Zeit, in der ich langsam immer weniger schrieb, vielleicht weil ich diesen dummen Fehler bis heute nicht zu hundert Prozent verarbeitet habe.

Und auch wenn ich mich  bewusst dazu entschlossen habe, mich nicht zum Schreiben zu zwingen (weshalb das Briefchen von heute möglicherweise das erste, aber hoffentlich einzige ungelöste bleiben wird – es tut mir leid, Karo!) und mir einfach die Zeit zu lassen, die ich nunmal brauche – für diese Erkenntnisse hier noch einmal ein großes Danke an Alex von WortInseln, die mir durch ihren Kommentar zum entsprechenden Blogbeitrag Mut gemacht hat – habe ich dennoch manchmal ziemliche Sehnsucht nach meinen alten Projekten und den dazugehörigen Charakteren. Ich vermisse das Schreiben schon, aber ich glaube, dass die richtige Lust dazu von allein wieder kommen muss.

Um jetzt das Argument, dass man manchmal einfach nachhelfen muss, um den Spaß an einer Sache wieder zu finden, im Keim zu ersticken, bevor es überhaupt richtig aufkommen kann: Es ist nicht so, dass ich nichts zum Thema „Schreiben“ mache. Was uns auch ein bisschen zum Gefühl der leisen Motivation führt. Ich denke mittlerweile wieder häufiger über den Plot meines aktuellen Projekts nach und versuche, ihn mit mehr Hintergrund und logischen Zusammenhängen zu füllen. Dazu braucht es auch einiges an Recherche. Es ist nicht so, dass ich mich täglich hinsetze und damit auseinandersetze. Aber ab und an, wenn es gerade passt, mit anderen über das Projekt zu sprechen und neuen Input von ihnen zu bekommen, lässt die Motivation wieder in mir keimen, dass ich mich im Laufe der Zeit wieder hinsetzen und weiterschreiben werde. Aber eben noch nicht heute.

Ich glaube, das Ganze kann man am besten mit einem Genesungsprozess vergleichen. Wenn ich mir ein Bein breche, dann kann ich in der ersten Zeit danach gar nichts machen außer es ganz ruhig zu halten (entspricht den Monaten, in denen ich gar nichts getan habe). Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kann ich mich zwar wieder bewegen, aber ohne das Bein zu belasten und mit Krücken (in meinem Fall würde ich sagen, das ist die Zeit, in der ich Tagebuch schreibe, mich um meinen Blog kümmere und hin und wieder kurze Texte zu Tagträumen oder Wunschdenken verfasse, die aber im Stil von Tagebucheinträgen sind). Wenn das Bein dann wieder verheilt ist und ich die Krücken wegpacke, dann belaste ich es auch nicht auf Anhieb wieder voll und laufe einen Marathon oder was auch immer. Ich bin die erste Zeit weiterhin vorsichtig und lote aus, ob wirklich wieder alles okay ist (das ist also die Zeit, die jetzt für mich beginnt. Ich plotte etwas, versetze mich nach und nach wieder in meine Geschichte, aber ich schreibe noch nicht wieder so drauflos, wie ich es früher gekonnt hätte). Und erst wenn ich mir sicher bin, dass alles passt, vergesse ich meine Verletzung (bzw. Blockade) und schaue mit neuem Elan in die Zukunft.

Deshalb entschuldige ich mich nochmal bei dir, Karo. Ich hoffe, du verstehst es, dass ich deine Aufgabe für heute nicht erledigen werde (aber immerhin dokumentiere ich sie auf meinem Blog!). Der Brief ist total lieb gemeint, allerdings für mich noch zu früh. Aber vielleicht hebe ich ihn mir einfach auf und sehe ihn als Ansporn, bald wieder NaNo-Tage zu bestreiten!

Eure Mimi

PS: Einen schönen dritten Advent, liebe Leser! Nur noch eine Woche bis Heiligabend! 😀

PPS: Immerhin befinden sich in diesem Blogbeitrag ganze 879 Wörter, also über die Hälfte eines NaNo-Daycounts!